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Analytische Meditation

Hinweis! Diese Übung ist keine spezielle ZEN-Übung, kann die ZEN-Arbeit aber wirkungsvoll unterstützen.
Bitte beachten Sie den Haftungsausschluss der für alle auf dieser Webseite befindlichen Übungen, Trainingsanleitungen und Hinweise gilt und führen Sie die folgende/-n Übung/-en nur durch, wenn Sie den Haftungsausschluss anerkennen.

Bitte führen Sie diese Meditation erst durch, wenn Sie Erfahrungen mit der Atemzählübung haben. Für die analytische Meditation ist ausreichend Konzentrationsfähigkeit vonnöten, die Sie durch die Atemzählübung trainieren. Außerdem ist die Fähigkeit des Visualisierens notwendig, die Sie ebenfalls beherrschen sollten.

In der analytischen Meditation wird mit konzentriertem Nachdenken ein Meditationsobjekt aufs Genaueste untersucht und in verschiedene Teile zerlegt. Dies soll gleich am Beispiel des imaginären Egos dargestellt werden.

Egal, was ich Ihnen in meinem Büchern auch schreibe, Sie sollten es immer für sich selbst überprüfen und nicht einfach eine fremde Meinung als Ihre eigene annehmen. Dazu bietet sich die analytische Mediation an.

In meinem Buch "Das geheime Buch des ZEN" schreibe ich Ihnen im 1. Kapitel, dass unser Ego, also unser „Ich-Gefühl“ imaginär ist und auf der Grundlage der fünf Daseinsgruppen, der so genannten „fünf Skandhas“ besteht. Diese Skandhas werden auch als Elemente bezeichnet.

Exkurs: Die fünf Skandhas

Unser imaginäres Ego, unser Ich-Gefühl, entsteht durch das Zusammenspiel der fünf folgenden Elemente der so genannten „fünf Skandhas“, die immer wieder entstehen und wieder vergehen, also sich stets und ständig wandeln:

1. Skandha: Element der Form
Das Element der Form enthält die reine Materie unseres Körpers wie Haut, Haare, Knochen, Blut, Organe, Gehirn, etc.

2. Skandha: Element der Gefühle
Das Element der Gefühle bezieht sich auf die Wahrnehmung von Freude, Angst, Wärme, Kälte, also auf alle Empfindungen.

3. Skandha: Element der Erkennung
Das Element der Erkennung hat den Zweck, dass wir Dinge erkennen können. Wir sehen einen Gegenstand vor uns, beispielsweise einen Becher und erkennen seine reine Form. Er ist lang, rund, ist oben offen, etc.

4. Skandha: Element der Gestaltung
Das Element der Gestaltung dient dazu, die Form des Bechers einer Funktion zuzuschreiben. Sie wissen also, dass man einen Becher zum Trinken nutzen kann. Der aktive Geist verleiht der Form also eine Funktion.

5. Skandha: Element des Bewusstseins
Das Element des Bewusstseins ist das wichtigste aller Elemente und beeinflusst alle anderen, ihm werden drei Geistesgifte Gier, Hass und Verblendung zugeordnet. Das Bewusstsein nimmt durch die Sinne (sehen, riechen, hören, etc.) und das Körperbewusstsein Eindrücke bewusst wahr.

Die letzen Skandhas 2-5 werden dem Geist zugeordnet. Nach Auffassung des ZEN bedeutet also „Geist“ weit mehr als der rationale Denkverstand.

Das Konzept der fünf Skandhas ist oft schwer zu verstehen. Sobald Sie aber Achtsamkeit trainiert und die analytische Meditation angewendet haben, werden Ihnen die Zusammenhänge mehr und mehr bewusst werden.
Das imaginäre Ego-Gefühl entsteht in einer beliebigen Situation beispielsweise dadurch, dass das Bewusstsein (5. Skandha), sich des Körpers (1. Skandha) bewusst ist oder wird, eine Form (3. Skandha) erkennt, dieser eine Funktion zuschreibt (4. Skandha), die wiederum Gefühle in uns auslöst (2. Skandha).

Das universelle Bewusstsein, unsere Buddha-Natur, ist an sich rein und endlos. Erst durch die momentane Zusammenfügung der einzelnen Skandhas geht unsere Achtsamkeit von unserer Buddha-Natur weg auf ein oder mehrere Skandhas, denen wir dann anhaften, weil sie ein Ego-Gefühl produzieren.
Erkennen wir mithilfe der ZEN-Arbeit, dass diese Skandhas nur wie Wolken kurz am hellen endlosen Himmel des universelles Bewusstseins der Buddha-Natur auftauchen, vorbeiziehen und dann verschwinden, können wir mit unserer Achtsamkeit dauerhaft in unserer Buddha-Natur verweilen, die Entstehung und das Vergehen der fünf Skandhas gleichmütig annehmen und brauchen nicht mehr an ihnen und dem imaginären Ego-Gefühl anhaften.

Wozu die analytische Meditation?

Was bedeutet dieser Exkurs nun für die Übung der analytischen Meditation? In der analytischen Meditation erfahren und verstehen Sie, dass Ihr imaginäres Ego nicht als eine feste, unveränderbare Form existiert. Unser Ego ist nur eine Erscheinung, die durch die fünf Skandhas zusammengehalten wird. Verstehen wir dies nicht, sind wir verblendet. Es genügt dabei nicht, mir als Autor zu glauben. Sie müssen es selbst für sich analytisch nachvollziehen. Erst dies wird die wahre Erkenntnis und Befreiung bringen.

Übung: Analytische Meditation mit den 5 Skandhas

Gehen Sie in die Zazen-Haltung und stellen Sie durch die Atemzählübung einen Zustand der Konzentration her. Visualisieren Sie ein Quadrat, das mit fünf verschiedenfarbigen Streifen gefüllt ist. Diese Streifen stellen dabei die fünf Skandhas dar, die das Quadrat (Ihr Ego) zusammenhalten. Betrachten Sie das Quadrat genau. Welche Form hat es, aus welchen Farben besteht es? Es besteht aus den fünf verschiedenfarbigen Streifen. Trennen Sie nun einen Streifen in Ihrer Vorstellung aus dem Quadrat heraus. Welcher Teil ist nun das Ego? Ist es der eine herausgetrennte Streifen? Oder sind es die vier restlichen? Oder sind es gar zwei Egos geworden? Trennen Sie nacheinander alle Farbteile ab und stellen Sie sich die Fragen jeweils noch einmal.

Nun wenden Sie diese Analyse bei sich selbst an. Das Quadrat stellt nun Ihren Körper dar, der von den fünf Skandhas zusammengehalten wird. Wo befindet sich Ihr angeblich dauerhaftes Ego, Ihr "Ich"?

Denken Sie, dass es sich ausschließlich im Körper befindet, zerlegen Sie Ihren Körper in Einzelteile und legen Sie sie wie ein Puzzle auf den Boden. Wo ist Ihr Ich nun? Zerlegen Sie den Körper in immer kleiner werdende Teile bis hin zu Atomen, die dann auch verschwinden. Wo ist Ihr Ich? Konnten Sie es finden?

Schauen Sie sich dann den Geist an. Wenn Sie meinen, dass Ihr Ego sich im Geist befindet, benennen Sie, in welcher Phase des Geistes. Damit ist die Entwicklungsstufe des Geistes gemeint, denn von der Kindheit an ändert sich der Geist ständig und ist zusammengesetzt aus Erinnerungen der Kindheit, des Heranwachsens und des Erwachsenenlebens, aus Gegenwart und Zukunft. Zerlegen Sie die einzelnen Phasen bis ins Kleinste und lassen Sie sie verschwinden. Konnten Sie Ihr dauerhaftes Ego irgendwo finden?

Sie werden bei der Übung der analytischen Meditation zu dem Ergebnis kommen, dass es kein dauerhaftes Ich gibt. Es ist nur Ihr durch Unwissenheit verblendeter Geist, der den durch die fünf Skandhas zusammengehaltenen Körper und Geist als etwas Dauerhaftes und Eigenständiges annimmt. Dieses imaginäre Ich bringt Sie dazu, Begehren und Anhaften zu entwickeln.

Diese Erkenntnis ist wertvoll und wird Sie frei machen. Je weiter Sie auf Ihrem ZEN-Weg gehen, desto öfter sollten Sie diese analytische Meditation durchführen. So wird nach und nach eine unerschütterliche Erkenntnis in Ihnen heranreifen, dass das Ego imaginär ist. Das ist eine wunderbare Befreiung.

Sie können die analytische Meditation auch bei allen anderen Themen anwenden, beispielsweise bei der Vergänglichkeit der Phänomene.