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Leseprobe 1.Kapitel

Dieser Text ist ein Auszug aus meinem Buch Das geheime Buch des ZEN - Die Erläuterungen

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Erläuterungen zu: Die Besonderheit von ZEN

In DGBZ und auch in diesem Buch wird der Einfachheit halber von mir der Begriff Meditation benutzt, weil jeder schon einmal von Meditation gehört hat und damit etwas anfangen kann. Traditionell ist ZEN aber keine Meditation, sondern eine Art von Kontemplation. Dennoch gibt es im ZEN auch meditative Aspekte.

Wenn wir von Meditation sprechen, meinen wir das meditative Nachsinnen, Nachdenken oder Überlegen über eine Sache oder wir sammeln und fokussieren den Geist auf ein Objekt oder eine Handlung. In DGBZ finden sich solche meditativen Elemente in der Atemachtsamkeitsübung, dem Kinhin, dem Nur-wahrnehmen, der Teezeremonie, etc.

Wenn wir aber ab der 2. Phase mit der eigentlichen ZEN-Übung beginnen, meditieren wir nicht mehr, sondern lassen den Geist nach und nach vollständig los. So gehen wir in eine Art von Kontemplation über, in der wir den Geist nicht mehr benutzen, um irgendetwas zu erreichen. Wir sitzen eher still da und öffnen uns der Leerheit. So können wir schweigend und intuitiv unsere wahre Natur auf direktem Wege erfahren.

Deshalb gilt ZEN als ein besonders schneller, direkter und intuitiver Weg zur Erleuchtung und unterscheidet sich deshalb von der Masse der anderen spirituellen Wege, ohne diese jedoch abzuwerten, für unbedeutend zu erklären oder in sonstiger Weise zu negieren. Im Gegenteil: Alle anderen spirituellen Wege dieser Welt sind auch im ZEN willkommen und werden allesamt anerkannt.

Buddha und andere große Menschheitslehrer lehrten den meisten spirituellen Schülern nichts anderes, als den Weg aus der unteren in die mittlere und obere Bewusstseinsebene. Dazu nutzen sie allgemeingültige spirituelle Lehren.

Nur einige wenige Schüler waren dazu berufen, die höchste Bewusstseinsebene zu erfahren. Für solche Schüler waren jedoch ganz andere Arten von spiritueller Lehre vonnöten, die sich sehr von den allgemeingültigen Unterweisungen unterschieden.

Da ZEN einzig und allein das Ziel hat, Schüler durch das Erlebnis des Satori die höchste Bewusstseinsebene erfahren zu lassen, ist die traditionelle ZEN-Lehre auch entsprechend schwer zu verstehen, denn sie stellt diese allumfassende Sicht der höchsten Bewusstseinsebene dar. Insofern unterscheidet sie sich von den Lehren anderer spiritueller Wege, die ihre Lehren meist nur der mittleren oder oberen Bewusstseinsebene angepasst haben.

Das Satori selbst findet in der höchsten Bewusstseinsebene statt. Aber auch den alten ZEN-Meistern war es bekannt, dass nicht sie selbst es in der Hand hatten, ob jemand diese Ebene erleben darf oder nicht. Sie konnten nur die Techniken, usw. vermitteln, mit der der Schüler sich dafür vorbereiten konnte. Alles andere lag nicht an dem Schüler selbst, sondern an seiner spirituellen Disposition.

Wenn es tatsächlich so etwas wie Wiedergeburt gibt, kann es sein, dass Schüler, die die höchste Bewusstseinsebene erleben dürfen, gerade in diesem Leben (also dieser aktuellen Wiedergeburt) dafür vorgesehen sind. Da diese spirituelle Disposition aber niemand – kein Schüler, Lehrer, Meister oder Heiliger – bei dem jeweiligen Schüler im Vorwege in der unteren oder mittleren Bewusstseinsebene erkennen oder voraussagen kann, nimmt man an, dass grundsätzlich jeder Mensch die Disposition dafür innehat.

Da aber tatsächlich nur wenige Menschen diese höchste Bewusstseinsebene erreichen, sollte durch die spirituelle Schulung zumindest für alle Schüler eine Verbesserung von der unteren Bewusstseinsebene auf die mittlere oder sogar obere Ebene möglich sein.

Im ZEN können Sie nichts anderes tun, als abzuwarten. Sie sollten alte Konzepte des Egos ablegen und sich an der spirituellen Wahrheit ausrichten, wie sie im ZEN typisch ist. Sitzen Sie Zazen und reinigen Sie Ihr Bewusstsein vom Ego-Geist. Ob Sie wirklich bis in die höchste Bewusstseinsebene vordringen können, liegt weder in Ihrer, noch in meiner Hand oder in den Händen anderer spiritueller Lehrer oder Meister. Es liegt in den Händen der Leerheit selbst.

Wenn Sie das Satori auf Ihrem Weg nicht erfahren, werden Sie dennoch außerordentliche, positive Umwandlungen in Ihrem Leben erfahren. Dadurch, dass Sie durch stetiges Üben die untere Bewusstseinsebene hinter sich lassen und beispielsweise bis in die obere Bewusstseinsebene vordringen, werden Sie bereits zum Licht der Welt, das die Welt durch Liebe, Mitgefühl und Freude heilt.

Sie haben also eine wichtige Aufgabe in der Welt – egal wie weit Ihr spiritueller Weg Sie führen mag.

Ohne die Erleuchteten der oberen Bewusstseinsebene wäre die Welt bereits untergegangen. Es ist also eigentlich unnötig, in mittlere, obere oder höchste Bewusstseinsebene zu unterscheiden, da dies auch unbewusst eine Art Wertigkeit impliziert. Dies ist aber tatsächlich überhaupt nicht der Fall.

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Erläuterungen zu: Die 2. Phase

Was in DGBZ mit dem Umblättern einer einzigen Buchseite vollzogen ist, nimmt im praktischen ZEN-Training sehr viel Übungszeit in Anspruch.

Die 2. Phase der ZEN-Übung stellt bereits den Übergang von der unteren zur mittleren Bewusstseinsebene dar. Sie können hier bereits die Beobachterrolle einnehmen und haben so Abstand vom eigenen Ego-Geist gewonnen.

Nun teilt sich die Übung der 2. Phase in DGBZ in zwei Hälften:

1. Übung mit dem Koan MU, um weiter meditativ in die Leere vorzudringen und dort das Satori zu erleben
2. Kennenlernen und Üben freier Konzepte der mittleren Bewusstseinsebene, um spirituellen Fortschritt zu erfahren

Mit der MU-Übung soll nun also Ihr grundsätzliches spirituelles Potential aktiviert werden, das Sie das Satori erfahren lassen kann. Wie bereits angeführt, hat jeder Mensch dieses Potential in sich. Aber niemand - kein Lehrer, kein Meister - kann vorher sagen, ob Sie persönlich in diesem Leben tatsächlich dazu bestimmt sind, das Satori erfahren zu dürfen. Grundsätzlich ist dies aber jedem Menschen möglich.

Gerade deshalb sollten Sie versuchen, Ihre Meditation auf das Satori auszurichten, denn es katapultiert Sie umgehend in die höchste Bewusstseinsebene. Aber selbst, wenn Sie im Verlaufe Ihrer Übung das Satori nicht erfahren, ist die MU-Übung dringend vonnöten. Die MU-Übung bewirkt schnelle meditative Erfolge in tieferen Jhanas. Je mehr Sie die MU-Übung üben, desto mehr Abstand bekommen Sie vom Ego-Geist und desto weiter können Sie meditativ in die obere Bewusstseinsebene vordringen. Ist bis zu diesem Vordringen in die obere Bewusstseinsebene kein plötzliches, „großes“ Satori geschehen, kann das Bewusstsein durch die ständige Reinigung dennoch später einen Sprung von der oberen in die höchste Bewusstseinsebene vollziehen, wenn Sie ständig weiter Zazen sitzen. Der Weg in die höchste Bewusstseinsebene ist also auf zwei unterschiedlichen Wegen erfahrbar.

Die Präsentation der MU-Übung erfolgt in DGBZ zusammen mit dem Koan MU. Hinterfragen Sie das Koan und versuchen Sie eine passende Lösung zu erfahren. Es wird Ihnen oft geschehen, dass Sie meinen, eine richtige Lösung für das Koan gefunden zu haben. Aber je weiter Sie in tiefere Jhanas vordringen, desto öfter wird sich Ihre Antwort auf das Koan verändern.

Das geschieht deshalb, weil:

1. Ihr Bewusstsein sich durch die Zazen-Meditation immer mehr verändert und Sie immer neuere und tiefere, intuitive Einsichten erfahren lässt. Wie bereits dargestellt, ist spiritueller Fortschritt mit dem Übergang von der unteren zur mittleren Ebene nicht mehr aufzuhalten
2. Sie gleichzeitig immer mehr Konzepte der unteren Bewusstseinsebene loslassen und Ihr Bewusstsein der mittleren Ebene anpassen

Die Präsentation der MU-Übung in Verbindung mit dem Koan MU hat also einen tieferen Sinn. Sie sollten die MU-Übung nie ohne das Koan MU üben.

Von manchen Lesern kann dabei als Nachteil des DGBZ empfunden werden, dass man alleine für sich übt und keinen persönlichen Kontakt zu einem spirituellen Meister oder Lehrer hat, der die traditionelle Koan-Arbeit mit dem Leser durchführen kann. Sie haben aber im Verlaufe dieses Buches und DGBZ erkannt, dass die Koan-Übung vor allem eine Eigenart des Rinzai-ZEN ist. Die Soto-Schule und auch andere spirituelle Wege kommen ohne eine solche Übung aus.

Die traditionelle Koan-Übung ist deshalb nicht unbedingt vonnöten. Wäre sie ein essentieller Bestandteil des spirituellen Wegs, wäre ohne sie niemand zur Erleuchtung gekommen. Das ist aber nicht der Fall. Es gibt unzählige spirituelle Wege, die zum gleichen Ziel führen.

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Erläuterung zu: Die 3. Phase

Wenn Sie persönlich das Satori während Ihrer ZEN-Übung bislang nicht erfahren durften, sollten Sie dennoch die spirituelle Arbeit weiter fortführen, um vorerst zumindest die obere Bewusstseinsebene zu erreichen.

Sollten Sie das Satori jedoch bereits erlebt haben, müssen Sie - wie eben dargestellt - unbedingt die spirituelle Arbeit fortsetzen. Dies ist dringend notwendig, um die höchste Bewusstseinsebene auch dauerhaft erfahren zu können.

Die Arbeit der 3. Phase in DGBZ ist also für alle Schüler auf gewisse Weise unabdingbar.

Auch in DGBZ ist der Wechsel zwischen der 2. und der 3. Phase durch das kurze Umblättern einer Seite vollzogen, in der Alltagsübung benötigt dieser Schritt nochmals viel Zeit und Hingabe. Irgendwann aber ist ein innerlicher Wechsel im Bewusstsein des Schülers eingetreten und das Bewusstsein befindet sich nun häufiger auf der mittleren Bewusstseinsebene, als in der unteren.

Die 3. Phase in DGBZ beschreibt demnach die spirituelle Arbeit, die zu vollenden ist, um die mittlere Bewusstseinsebene endgültig zu festigen und bis in die obere Bewusstseinsebene vordringen zu können.

In der mittleren Bewusstseinsebene wirkt das Ego nun meist auf subtilere Weise und verändert sein Verhalten. Es lebt beispielsweise Hass oder Schuld nicht mehr bewusst oder offen aus, wie es in der unteren Bewusstseinsebene üblich war. Das Bewusstsein des Schülers hat sich durch die spirituelle Arbeit bereits verändert und insofern „verstanden“, dass beispielsweise Hass abträglich für den spirituellen Weg ist.

Das Ego selbst will dies jedoch immer noch nicht wahrhaben. Es möchte vielleicht weiterhin hassen wie in der unteren Bewusstseinsebene, der spirituelle Wille und das erweiterte Bewusstsein des Schülers „verbieten es ihm oft aber gewissermaßen, anstatt dass der Schüler diese Neigung liebevoll annimmt und loslässt. So wird unweigerlich ein spirituelles Ego geboren, was nach außen erleuchtet und friedvoll scheint, sich aber insgeheim durch die eigenen spirituellen „Erfolge“ über andere Schüler und Menschen stellt.

In der 3. Phase, bzw. der mittleren Bewusstseinsebene agiert das menschliche Ego also raffinierter, unbemerkter und versteckter. Die Übungen der 3. Phase in DGBZ dienen demnach dazu, die subtileren Wirkweisen des menschlichen und spirituellen Egos

1. zu erkennen
2. hinter sich zu lassen und weiter in Richtung obere Bewusstseinsebene voranzuschreiten

Die 3. Phase ist deshalb von entsprechenden Techniken aus dem therapeutischen und spirituellen Bereich gekennzeichnet. Diese sollen dazu führen, Ihr Bewusstsein letztmalig grundlegend zu reinigen, zu erweitern und den Weg bis in die obere Bewusstseinsebene zu ebnen.

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