Startseite | Haftungsausschluss | Rechtliches | Disclaimer | Impressum | Glossar

Ethik und Moral

Ethische Grundsätze des ZEN

Eine Ethik legt die moralischen Maßstäbe für "richtiges" und "gutes" Handeln im spirituellen Sinne fest. Sie sollen den Einzelnen - bis zur Erleuchtung - innerlich unterstützen, Halt geben und in die richtige Richtung weisen. Schon zu Beginn der ZEN-Übung offenbaren sie einen höheren Seinszustand.

Auch ich fühle mich diesen universellen ethischen Grundsätzen verbunden.

Sie finden nachfolgend "Tugenden" oder "Charaktereigenschaften", die durch die universelle ZEN-Übung bewusst oder unbewusst gefördert werden. Diese Aufstellung ist jedoch nicht abschließend. Sie werden feststellen, dass sich diese universelle Ethik des ZEN eng an dem achtfachen Pfad des Buddhismus orientiert.

Hoffnung
Die Vorstellung, dass jeder Mensch in Hier und Jetzt erleuchtet werden kann, lässt in uns Hoffnung aufleben. Hoffnung ist ein starker Motor der Übung, denn sie kann Grenzen überwinden und motivieren.

Neugier
Wissbegierig zu sein beschleunigt den Weg. Wichtige Fragen zu stellen hilft dabei, tiefer zu verstehen. Neugier bedeutet nicht, Zweifel oder Mangel am Glauben zu haben, sondern ihn vertiefen zu wollen.

Geduld
Meditationspraxis und Übung im ZEN sind nicht denkbar ohne Geduld. ZEN erfordert Geduld, Sorgfalt und Beharrlichkeit, um Nirvana zu erfahren. Ebenso entsteht Weisheit durch geduldige Übung. Buddha etwa lehrte anderen jahrzehntelang geduldig den Weg der Erleuchtung.

Gemeinschaft
Für manche ist die Unterstützung durch eine spirituelle Gemeinschaft förderlich und wünschenswert. Allein scheint der Mensch verwundbar, in der Gemeinschaft ist er stark. In einer Gemeinschaft werden spirituelle Traditionen und Riten erlernt und weitergegeben. Die Gemeinschaft nimmt jeden auf, so wie er ist. Hier können wir so sein, wie wir sind, ganz ohne Furcht, Eingrenzungen oder Diffamierungen. Gemeinschaft lehrt den Weg zur Erleuchtung auf verschiedenste Weisen und sie kann auf verschiedenste Weisen den Einzelnen auf dem eigenen Weg zur Erleuchtung motivieren.

Mitgefühl
Mitgefühl zu empfinden bedeutet, die Schmerzen eines anderen fühlen, als wären es die eigenen. Das Verstehen und die Identifikation mit dem Leid aller leidenden Wesen ist der Grund dafür, dass Erleuchtete in die (Alltags-)Welt zurückkehren, um andere zu lehren und ihnen zu helfen.

Güte
Liebevolle Güte, Teilen und Nächstenliebe motivieren zum mitfühlenden Handeln gegenüber Mitmenschen. Z.B. ist Teilen ein Akt der Güte, der andere Menschen an dem teilhaben lässt, was der ZEN-Schüler als inneren Segen erfahren durfte.

Gerechtigkeit
Wir sind am Wohlergehen aller Menschen interessiert und deshalb sollten wir uns auf unserem Weg zur Erleuchtung für Gerechtigkeit einsetzen (einsetzen, nicht kämpfen!) Zur Erläuterung: Kinder haben meist einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, den wir uns als Erwachsene wieder aneignen können. Wir können Gerechtigkeit vielleicht nicht immer durchsetzen, meistens wissen wir vielleicht gar nicht, welche Sache wirklich gerecht ist. Aber wir können auf unserem Weg für universelle Gerechtigkeit plädieren, aktiv arbeiten und uns anstrengen. Wir sollten aber dabei unseren inneren Weg nicht aus den Augen verlieren.

Disziplin
Die universelle Ordnung (Dharma) ist ein "Programm", das das Verhalten und die Wahrheiten beinhaltet, die zur Erleuchtung weisen. Wenn wir uns dieser Ordnung mit Disziplin und Dankbarkeit hingeben, können wir Erleuchtung finden. Wenn wir anstatt dessen tun, wozu wir Lust haben und was wir wollen, werden wir uns verirren.

Aufrichtigkeit
Aufrichtigkeit ist ein Weg, das eigene Leben von Unreinheiten zu befreien. Dabei sind damit zunächst aufrichtige Worte gemeint. Worte, die Glück, Hoffnung, Freude und Wahrheit bringen, sind wichtig. Wahrheit und Aufrichtigkeit zu sich selbst kann aber auch Gefühle anderer verletzen. Es ist umso wichtiger, aufrichtige Worte so zu formulieren, dass der Hörende daran spirituell wachsen kann. Aufrichtigkeit zu sich und der Leerheit selbst bedeutet jedoch auch, die Wahrheit zu leben und nicht nur, sie zu lehren.

Demut
Den eigenen Zorn hinter sich lassen und ein unabhängiges Leben frei von Leid zu führen, scheint Ziel aller Suchenden. Wenn wir uns darüber hinaus beispielsweise der Großartigkeit der Natur, dem Sternenhimmel und dem Wechsel der Jahreszeiten bewusst sind, macht uns das klar, welch geringen Platz wir im Universum einnehmen. Genau diese Schau lehrt uns Demut.

Dankbarkeit
Dankbarkeit gehört zum Wesen der ZEN-Schüler, denn sie erinnern sich dankbar an das Gute, das ihnen durch die ZEN-Übung zuteil wurde. Dankbarkeit ebnet den Weg zur Reinheit und lässt uns würdevoll üben.

Vergebung
Wir vergeben, weil wir aktive Versöhnung mit uns und unseren Mitmenschen praktizieren wollen, um uns von allem zu befreien, was der Erleuchtung im Wege steht. Wer in Ärger und Wut gefangen bleibt, lenkt sich selbst von seinem spirituellen Weg ab.

Achtung
Wenn wir Achtung vor anderen und Achtung vor dem Leben praktizieren, können wir unser kleines Ich (Ego) und seine Emotionen (wie etwa Furcht, Zorn, Eifersucht und Begierde) hinter uns lassen. Andere Lebewesen befinden sich auch auf dem Weg zur Erleuchtung und wenn wir ihnen mit Achtung begegnen, kommen wir unserer eigenen Erleuchtung einen erheblichen Schritt näher. Die Heiligkeit des Lebens zu achten und alle Kreaturen gut zu behandeln führt zur Freiheit.

Freude
Obwohl wir uns im ZEN von unseren Emotionen, Abhängigkeiten und Trugbildern dieser Welt lösen wollen, hat auch jeder langjährige ZEN-Schüler ein tiefes Verständnis dafür, was Glück und Freude bedeuten. Solche Freude entsteht aus der Loslösung von irdischen Bedürfnissen und aus sich selbst heraus. Der Zustand des Nirwanas ist die immerwährende (aus sich selbst heraus entstehende) Freude, in der es weder (weltliche) Freude, noch (weltliche) Nichtfreude gibt. Solche immerwährende Freude entspringt der Harmonie mit der Leerheit.

Toleranz
„Auf der Welt gibt es viele verschiedene Wege, doch die Richtung ist dieselbe. Es gibt Hunderte Überlegungen, doch das Ergebnis ist eines.“ Toleranz bedeutet, zu akzeptieren, dass andere spirituelle Wege und Glaubenssysteme gerechtfertigt sind und man von ihnen lernen kann. Wir achten diese Andersartigkeit und können durch unsere spirituelle Demut die Einsicht gewinnen, dass wir von anderen Glaubensrichtungen und Wegen auch noch etwas lernen können. Toleranz bedeutet nicht, dass wir unseren Glauben verleugnen sollen, sondern dass wir ohne Urteil andere Wege annehmen können. Alle Wege haben ihre Daseinsberechtigung.

Ruhe und Gelassenheit
Innere Ruhe und Gelassenheit ist wichtiger als äußerlicher Besitz. Ein Leben in Gelassenheit und Gleichmut wirkt sich immer auch auf das Zusammenleben mit anderen aus. Mit innerer Ruhe reagieren wir auf die scheinbaren Absurditäten des Lebens nicht mit sinnloser Entrüstung, nehmen das Leben an, behandeln andere mit Würde und können unser Ich (Ego) und die Selbstbezogenheit hinter uns lassen. Innere Ruhe ist deshalb auch ein Weg zur Wahrnehmung, dass kein individuelles Ich existiert. Dies ist der Schlüssel zur Befreiung.