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Sampai

Sampai

Dieser Text ist ein Auszug aus meinem Buch Das geheime Buch des ZEN
(Hinweis: Die hier gezeigten Bilder sind ausschließlich für diese Webseite aufgenommen. © 2011 Jan Hendriksson, Veröffentlichung und Vervielfältigung nicht erlaubt.)


Exkurs: Sampai
Bis zum Ende des Dokusan folgen insgesamt drei Verbeugungen bis zum Ende des Dokusan, sie werden Sampai genannt. Die erste Verbeugung erfolgt bereits jetzt am Eingang des Dokusan-Raums.

Sampai
Sie gehen aus der stehenden Gassho-Haltung in den Fersensitz, legen die Hände vor Ihren Körper mit den Handflächen nach unten flach auf den Boden. Die beiden Daumen berühren sich fast, die Hände sollten innen eine Art Dreiecksform einnehmen. Sie müssen den Oberkörper dazu nach vorne lehnen und verbeugen sich so fast automatisch. Sie gehen mit dem Kopf herunter, bis Ihre Stirn fast den Boden berührt. Ihre Stirn ist dabei vor den auf dem Boden liegenden Händen. Danach öffnen Sie die Hände und heben sie mit nach oben gerichteten Handflächen links und rechts des Kopfes nach oben. Der Kopf liegt dabei immer noch fast auf dem Boden. Der Oberkörper liegt auf den Oberschenkeln auf, lediglich die Handflächen werden ähnlich wie bei der Teezeremonie nach oben gen Decke gehoben. Sie sitzen in der Verbeugung mit niedergerichtetem Kopf und mit aufgerichteten Handflächen. Ab diesem Punkt läuft nun alles wieder rückwärts. Sie legen die Hände wieder als Dreieck zusammen vor den Kopf, erheben sich aus der Verbeugung, stehen auf und gehen wieder stehend in die Gassho-Haltung. Dies ist der vollständige Ablauf der Sampai-Verbeugung.

Ihre nach oben gerichteten Handflächen sollen hierbei die Fußsohlen Buddhas darstellen. Sie drücken damit aus, dass Sie sich Buddha und seiner Lehre untergeordnet fühlen. Wenn Sie in den Dokusan-Raum treten, verbeugen Sie sich natürlich nicht nur innerlich vor Buddha, sondern räumlich und körperlich gesehen auch vor Ihrem ZEN-Meister. Gerade hier sollten Sie achtsam auf Ihre Empfindungen achten. Die Verbeugung hat einen weiteren tieferen Sinn, denn normalerweise missfällt es den Menschen, sich vor anderen zu verbeugen. Dies ist ein Hinweis auf Ihr Karma und Ego, denn letztlich verbeugen Sie sich eigentlich nicht vor Ihrem ZEN-Meister, sondern lediglich vor dem befreiten Geisteszustand, den ihm innewohnt. Sie verbeugen sich also vor seiner reinen Buddha-Natur, vor der Leere und damit vor Buddha und seiner Lehre selbst, vor der wahren Natur aller Lebewesen.

Das gilt übrigens auch, wenn Sie sich vor Buddha-Statuen verbeugen. Sie huldigen damit nicht der Statue, sondern der Buddha-Natur, die in jedem von uns und somit auch in Ihnen wohnt. Sie verbeugen sich vor dem erleuchteten Zustand, den jeder Schüler erlangen will. Sie beten also nicht die Person des ZEN-Meisters an oder huldigen ihm persönlich. ZEN-Meister Joshu, der Erfinder des Koan MU, bemerkte einst, dass es für ihn keinen Unterschied mache, ob vor ihm ein Kind, ein Greis, ein Mann oder eine Frau sitze, wenn er sich vor ihm oder ihr verbeugt. Er würde sich ebenso vor einem erleuchteten Kind niederwerfen. Denn er würde eben nicht das Kind selbst anbeten, sondern seinen reinen Daseinszustand, die Buddha-Natur.
Durch Ihre Verbeugungen kann der ZEN-Meister bereits sehen, wie weit Sie die Leere in sich verwirklicht haben. Die Verbeugungen sind für ihn bereits an diesem Punkt der erste Indikator für Ihren Fortschritt.