Mitgefühl
Mitgefühl sollten wir im ZEN vor allen anderen Dingen uns selbst gegenüber empfinden. Den meisten Schülern fällt dies schwer, denn sie richten über sich selbst meist so stark, wie sie es bei ihrem besten Freund oder ihrer besten Freundin nie machen würden. Aber genau wie mit dem besten Freund oder der besten Freundin sollten sie auch mit sich selbst umgehen: liebevoll und unterstützend.
Manchmal mag die Übung nicht recht gelingen, oder wir sind von dem genervt, was da sonst so in uns geschieht. Nur wenn wir es schaffen, dies alles aus einer neutralen Position heraus zu betrachten, können wir auch Mitgefühl für uns entwickeln. Verurteile dich nicht, für das, was dir an dir oder an deiner Übung missfällt. Sei liebevoll mit dir. Es ist alles gut so, was dir momentan in deiner Übung widerfährt, du kannst es eh nicht ändern.
Je mehr wir auf unserem Weg uns selbst und unsere Beziehung zur Welt verstehen, desto mehr erwächst in uns die Fähigkeit des Mitgefühls. Wenn wir sehen, wie sehr auch andere Lebewesen leiden müssen, bekommen wir ein Gefühl, dass es eigentlich schon genug Leid auf der Welt gibt. So sehen wir vielleicht ein, dass wir es nicht noch vergrößern müssen.
Das gilt für unsere Freunde, aber auch für unsere Feinde. Bei unseren Freunden scheint dies einfach, bei unseren Feinden tun wir uns schwer. Wenn wir aber an uns selbst sehen, wie sehr wir Lebewesen in Leid leben, verstehen wir auch unsere Feinde immer besser. So entsteht zuerst Verständnis und dann auch Mitgefühl.
Wir müssen dabei gar nichts Großartiges leisten, um anderen Mitgefühl zu zeigen.
Tätiges Mitgefühl bedeutet nicht, andere zu missionieren.
Manchmal langt ein nettes Wort oder eine freundliche Geste. Schon das macht die Welt ein wenig besser.
Vielleicht werden wir nie von der Wirkung dieser kleinen Gesten erfahren, aber wir praktizieren ja auch Mitgefühl nicht, um etwas zu erreichen.
Wann hast du das letzte Mal jemandem voller Mitgefühl zugehört oder geholfen?
